Planung der Elektrik - Smart Home

Zwei Tage haben wir uns intensiv mit der Planung der Elektrik beschäftigt, wobei das Augenmerk auf dem Thema Smart Home lag. Zu klären war: Smart Home, Ja oder Nein - Und wenn Ja, wie setzen wir es um?

 

Zunächst mal ist Smart Home immer mit einem Mehrpreis verbunden, daher sollte man sich mit dem Thema näher beschäftigen, wenn es für einen in Frage kommt. Die Vorteile von Smart Home kann man überall nachlesen. Ausschlaggebend für uns war u.a. die Steuerung der Rolläden. Diese können beispielsweise wetter- bzw. dämmerungsabhängig gesteuert werden. Außerdem ist der Wohn-, Ess und Küchenbereich bei uns verbunden und wir haben dort 5 bis 6 Rolläden. Konventionell verdrahtet bietet es sich an, bei jedem Rolladen einen Schalter zu installieren. Dann läuft man zweimal am Tag eine Runde um alle Rolläden hoch, bzw. runter zu fahren. Alternativ kann man die Steuerung zentral machen - Bei 6 Rolläden hat man dann aber auch 6 Schalter an einem Punkt, kommen dann noch Schalter für Lampen dazu, kann man sich vorstellen wie das aussieht. Ideal wäre doch also die Steuerung an jedem Rolladen lokal und zusätzlich zentral, wo man mit einem Knopf alle Rolläden bedienen kann. Um eine Rolladen-Steuerung kommen wir also nicht umher. Mit Smart Home, könnte man zusätzlich noch das Licht, die Belüftung, die Heizung und evtl. die Alarmanlage einbinden und Funktionen zusammen kombinieren. Z.B. Rolladen kann nicht fahren, wenn die Tür zur Terrasse offen ist. Für einen TV Abend den entsprechenden Stimmungs-Knopf drücken: Licht wird gedimmt, Rolläden fahren auf Halbmast, TV und Audio schalten sich ein...

 

Stellt sich die Frage nach dem zu verwendenden System. Da ich die letzten 5 Jahre als Projektleiter im Anlagenbau tätig war, war meine erste Überlegung eine Simatic S7.  Bei dem Produkt handelt es sich allerdings um eine Industrie Lösung, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Verfügbarkeit, Preis, Freiheitsgrade und Systemstabilität sind sicherlich so gut wie bei keinem anderen System, jedoch ist der Programmieraufwand extrem hoch und eigentlich nur für Experten geeignet, gerade wenn man noch eine Visualisierung mittels HMI möchte, bin ich mit meinen S7 Grundkenntnissen überfordert. Ein weiterer Nachteil sehen wir im Charme des Systems: Es werden im ganzen Haus konventionelle Taster verbaut, die optisch sehr unauffällig sind. Andere Systeme bieten ansprechende Room-Controller mit Display und elegantem Design.

Zweite Möglichkeit sind Systeme wie Digitalstrom oder Innogy. Deren Vorteil liegt ganz klar in der Nachrüstbarkeit, selbst ein altes Haus mit konventioneller Verdrahtung kann man damit nachrüsten. Bei einem Neubau kommt dieser Vorteil jedoch nicht zum tragen. Günstig sind die Systeme auch nicht und als Nachteil sehen wir vor allem die Verfügbarkeit. In dem Haus werden wir sicherlich mindestens 30 Jahre wohnen - Bekommen wir dann noch Schaltaktoren von Digitalstrom, wenn einer kaputt geht?

 

Bleibt eigentlich nur noch der gängige KNX Standard. Ist ebenfalls nicht günstig, doch existiert dieser Bus seit ca. 20 Jahren und es gibt mittlerweile bestimmt 100 Firmen, welche Produkte für diesen Bus anbieten. Nachteil für mich ist, ich kenne mich absolut nicht damit aus. Nach ersten Infos aus dem Netz kann ich sagen, der Verdrahtungsaufwand ist definitv geringer als mit SPS, da es Bedienelemente gibt, die direkt mit dem Bus verbunden sind. Bedeutet: 16 Taster an einer Stelle benötigen nur ein Buskabel. Mit einer SPS müssten 17 Leitungen von der Schaltstelle zur SPS geführt werden. Außerdem kann man Ein- und Ausgabemodule überall im Haus platzieren, wofür man bei einer SPS eine RIO-Station benötigt. Beim Heizkreisverteiler bietet es sich z.B. an, den Heizungsaktor für die Stellantriebe direkt vor Ort zu platzieren. Dann wird nur noch jeder Stellantrieb mit einem 30cm langen Kabel mit dem Aktor verbunden, der wiederum im Bus eingeschleift wird. In den Heizkreisverteiler wird also nur noch ein NYM-J 3x1,5 und ein KNX-Bus-Kabel gelegt, die Steuerung erfolgt Softwareseitig. D.h. In Einzelfällen hat man sogar im Vergleich zur konventionellen Verdrahtung einen geringeren Verdrahtungsaufwand.

 

Also haben wir erst mal eine Liste angefertigt mit allen Komponenten die wir benötigen für Licht-, Temperatur- und Rolladensteuerung. Mit dem Preis kommen wir klar, also haben wir die Demo Version von ETS5 (Programmiersoftware für KNX) runter geladen und ausprobiert. Sie ist nicht unbedingt selbst erklärend, aber eine Raketenwissenschaft verbirgt sich auch nicht dahinter. Also muss ein Testaufbau her!! Im Internet habe ich alles bestellt, was für einen ersten Versuch nötig ist. Kostenpunkt ca. 700€ - Ich werde sicherlich bald davon berichten.

 

Achja, weiter haben wir bis spät in die Nacht die Elektro Planung mit AutoCAD gemacht. Grundriss des Hauses gezeichnet und Steckdosen, Schalter, Licht und eben die KNX Elemente eingezeichnet. Es fehlt jedoch noch das komplette Obergeschoss, die Heizkreisverteiler und die Türsprechstelle. Wir sind aber auch noch früh dran mit der Planung. Wichtig war eigentlich nur die Verkabelung auf den Zwischendecken, denn für die Werkplanung im Dezember müssen wir wissen wo wir Deckenspots und wo wir Zu- und Abluft der Belüftungsanlage haben wollen.